Bárður Oskarsson „Wilbert, wo bist du?“

Nordische Kinderbuchautoren erfreuen sich schon immer größter Beliebtheit. Das begann schon bei Astrid Lindgren und Tove Jansson, setzte sich über Jostein Gaarder fort und endet jetzt vielleicht bei Bárður Oskarsson. Dieser hat mit „Wilbert, wo bist du?“ ein fantastisches Kinderbuch über das Suchen und Finden kreiert.

Die Geschichte von Wilbert – und wo er nun eigentlich ist

Die kleine Ratte und ihr Freund Wilbert, das Nilpferd, spielen Verstecken. Beim Suchen trifft die Ratte auf das Krokodil. Nach dem düsteren Witz, er habe Wilbert gefressen, hilft das Krokodil mit. Und der Wilbert wird auch gefunden – hinter einem Baum, wo er aufgrund seiner schieren Größe kaum zu übersehen ist. Trotzdem scheint das Krokodil Wilbert nicht sehen zu können.

Ist er vielleicht nur ein imaginärer Freund, braucht das Krokodil eine Brille oder sieht es einfach aus einer anderen Perspektive als die Ratte? Das ist schwer zu sagen, sowohl für die Charaktere als auch für den Vorleser und das Kind. Aber Ratte und Krokodil geben natürlich nicht auf. Deshalb entspinnt sich ein wunderbares Spiel des Suchens und Findens, bei dem jedes Kind vor dem Buch mitmachen kann.

Ein minimalistisches Buch über Fantasie, Größe und Kuriositäten

Kinder sind fantasievoll. Dass jeder die Welt ein bisschen anders sieht, ist für sie doppelt so spannend. Deshalb ist „Wilbert, wo bist du?“ besonders interessant: Warum kann das Krokodil den Wilbert bloß nicht finden? Ein bisschen kurios, ein bisschen sonderbar, aber in jedem Falle unterhaltsam kommt dieses färöische Kinderbuch über Suchen, Finden und die Wahrnehmung von Größe daher.

Typisch für den nordischen Stil zeigen sich auch hier die zurückhaltenden Illustrationen und nüchterne, kurze Dialogfetzen. Die Bilder zeigen bloß die Umrisse der Figuren, mit Fineliner gezeichnet und in zarten Aquarelltönen ausgestaltet, und übernehmen die grundlegende Funktion der Erzählung. Durch diesen Minimalismus ist das Buch auch für die Kleinsten gut zu verstehen.

Wer kann „Wilbert, wo bist du?“ lesen?

Mit dem Versteckspiel kann sich jedes Kind identifizieren. Deshalb lädt schon der erste Satz zum Weiterlesen ein: „1, 2, 3… Ich komme!“ Das hat jeder schon einmal gesagt – und besonders schön lässt es sich mitsprechen.

Am meisten Spaß werden wohl Kinder ab drei Jahren haben, aber sicher kommen auch die älteren Geschwister gern zum Vorlesen dazu. Auf „Wilbert, wo bist du?“ lässt sich immer wieder zurückgreifen, denn durch die originelle und etwas groteske Handlung wird es einfach nicht langweilig.

Christian

Christian ist Vater von Zwillingen und einem kleinen Nachzügler. Von Beruf ist Christian Sozialpädagoge und arbeitet in einem Jugend- und Kinderzentrum. Er unterstützt mich bei Themen zu Kindererziehung und hilft mir bei der Auswahl der richtigen Produkte für unsere Vergleiche.