Wer zum ersten Mal Vater geworden ist, ist meist noch sehr unsicher, was die Gesundheit und Entwicklung seines Kindes angeht. Isst es genug, oder wächst es zu schnell? Ist es zu kräftig oder zu dünn? Derartige Fragen sind absolut normal und können regelmäßig mit beruhigenden Argumenten beantwortet werden. Schließlich ist jedes Kind anders – und damit auch sein individueller Wachstums- und Entwicklungsverlauf. Dennoch gibt es Wachstumsstörungen, die sich beim Neugeborenen, Kleinkind oder auch erst im Jugendalter zeigen können und die behandelt werden sollten.
Was sind Wachstumsstörungen?
Unter einer Wachstumsstörung versteht man eine von der Norm abweichende Körperlänge- beziehungsweise größe bei Kindern und Jugendlichen. Dabei unterscheidet man im Wesentlichen zwischen Kleinwuchs, Hochwuchs und Riesenwuchs. Während bei Kleinwuchs ein verzögertes Wachstum stattfindet, ist der Körper beim Hochwuchs deutlich länger, als die Norm vorgibt. Beim Riesenwuchs wird die Norm nochmals deutlich überschritten, wobei der ganze Körper dennoch insgesamt proportioniert erscheint.
Zusätzlich werden auch die intrauterinen Wachstumsstörungen klassifiziert. Bei diesen handelt es sich um vorgeburtliche Entwicklungsstörungen, die bereits im Schwangerschaftsverlauf auftreten.
Erste Anzeichen für Wachstumsstörungen
In der Regel gibt es keine Frühwarnzeichen für Wachstumsstörungen. Sobald ein Kind geboren wird, werden sein Körpergewicht und seine Größe gemessen, wobei zu diesem Zeitpunkt nur sehr selten Abweichungen von der Norm vorliegen, welche dann meist auf eine Frühgeburt, Schwangerschaftsdiabetes oder eine Übertragung der Schwangerschaft – also eine Geburt nach dem berechneten Termin – zurückzuführen sind. In den ersten Lebensmonaten- und jahren lassen sich nur gering ausgeprägte Wachstumsstörungen zudem kaum erkennen, da Kinder unterschiedlich wachsen und sich die meisten Körperwerte früher oder später ausgleichen. Wenn ein Kind jedoch von Anfang an extrem klein oder groß ist, und sich eine Angleichung an die Norm nicht abzeichnet – es also weiterhin langsam wächst oder das Wachstum nicht zu stoppen scheint – können dies erste Anzeichen für eine Wachstumsstörung sein. Als Vater fällt einem dies meist vor allem dann auf, wenn das eigene Kind immer kleiner oder größer als seine gleichaltrigen Freunde oder Klassenkameraden ist. Sobald Geschwister vorhanden sind, können auch Vergleiche mit diesen auf eine entsprechende Störung hindeuten: wenn die zwei Jahre jüngere Schwester plötzlich größer wird, als ihr Bruder, kann dies auf eine Störung im Wachstum bei einem der beiden Kinder hindeuten.
Ebenso ist es auffällig, wenn das Kind schnell aus der Kleidung herauswächst und ständig größere Sachen gekauft werden müssen – oder es über eine längere Zeit keine größeren Hosen, Shirts etc. benötigt.
Im Jugendalter lassen schließlich auch ein verfrühtes oder verspätetes Brustwachstum, der Zeitpunkt des Einsetzens der ersten Regelblutung oder der Beginn des Bartwuchses auf eine Wachstumsstörung hindeuten.
Insgesamt ist es ratsam, das Wachstum der Kinder nicht zu stark in den Focus zu rücken, da unterschiedliche Entwicklungen durchaus normal sind und sich früher oder später ausgleichen. Sollten Väter jedoch zunehmend über das Wachstum besorgt sein, ist es ratsam, den Nachwuchs einem Kinderarzt vorzustellen, welcher dann eine genaue Einschätzung vornimmt und eine konkrete Diagnose stellen kann.
Diagnosemöglichkeiten
Als Vater ist man meist nur Laie, wenn es um die Gesundheit der Kinder geht. Auch, wenn man aufgrund deutlicher Unterschiede zu Altersgenossen oder im Hinblick auf die Kleidergröße bereits eine Störung im Wachstum vermutet, sollte eine etwaige Wachstumsstörung stets von einem Kinderarzt engültig abgeklärt werden. Denn nicht selten können Wachstumsstörungen auf andere Grunderkrankungen hindeuten.
Die Diagnose einer Wachstumsstörung erfolgt schießlich hauptsächlich über die Beobachtung und Beurteilung verschiedener Körperwerte über einen längeren Zeitraum. Dabei werden die Körpergröße, das Körpergewicht sowie der Kopfumfang gemessen und mit den Standardwerten verglichen. Weichen diese Werte dauerhaft von den Normwerten ab, oder gibt es weitere gravierende Auffälligkeiten, müssen weitere Untersuchungen vorgenommen werden. Hier kommen neben einer ausfühlrichen Anamnese vor allem Röntgenaufnahmen vom Skelett oder die Bestimmung von Hormonen wie den Wachstumshormonen in Frage. Aber auch internistische Untersuchungen, molekulargenetische Tests oder andere bildgebende Verfahren wie MRT und CT können Aufschluss über den Grad und die Ursache von Wachstumsstörungen geben. Es ist jedoch stets eine umfangreiche Diagnosestellung notwendig, da die Ursachen von Wachstumsstörungen vielfältig sein können.
Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Wachstumsstörungen
Wachstumsstörungen können auf eine Vielzahl von Faktoren oder Krankheiten zurückgeführt werden. So kommen dauerhafte Mangelzustände insbesondere aufgrund einer einseitigen Ernährung – auch schon während der Schwangerschaft – oder erbliche Vorbelastungen in Frage. Aber auch Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn, Stoffwechselstörungen wie Diabetes Mellitus, Erkrankungen der inneren Organe oder Hormonstörungen können ein verzögertes oder verstärktes Wachstum bei Kindern und Jugendlichen hervorrufen.
Die Behandlung einer Wachstumstörung richtet sich stets nach der festgestellten Ursache. Im besten Fall kann eine erhöhte Nährstoffzufur eine Störung beseitigen. Nicht selten werden jedoch Hormontherapien notwendig oder können Wachstumsstörngen erst mit der Therapie der jeweiligen Grunderkrankung begegnet werden.
Fazit
Hat man als Vater den Verdacht einer Wachstumsstörung, sollte man zunächst nicht in Panik verfallen. Werden die Unterschiede zu Gleichaltrigen jedoch immer deutlicher oder treten andere körperliche Symptome hinzu, sollte das Kind unbedingt einem Facharzt vorgestellt werden, um mögliche schwere Grunderkrankungen feststellen zu können. Eine Wachstumsstörung ist insofern nicht selten die Folge anderer Krankheiten und kann meist gemeinsam mit eben diesen therapiert werden.