Vater sein und Karriere leben- geht das überhaupt?

Wenn es um Väter geht, die auch wirklich ihre Rolle ernst nehmen möchten und nicht bloß für Frau und Kind(er) Geld verdienen möchten, haben es in Deutschland immer noch unerwartet schwer. So scheint in vielen Köpfen noch das typische Bild der umsorgenden Mutter zu existieren, während der Mann arbeiten geht und abends nachhause kommt, um sich dann für ein paar Augenblicke mit dem Nachwuchs zu beschäftigen. Ein- zugegebenermaßen- beinahe altes und verstaubtes Männer- und Frauenbild- die 50er lassen grüßen. Eine Veranstaltung, initiiert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend offenbart, warum noch sehr viel Nachholbedarf besteht.

Wandel in den Köpfen der Politik und der Väter?

Der Vater, der die oben genannte Veranstaltung besucht, beobachtet die anwesenden „Mit-Väter“, die sich auf dieser Veranstaltung wohlfühlen. Meist sind es gut situierte Väter, die einen gut bezahlten und sicheren Beruf haben- sie müssen nicht fürchten, zurückzustecken. Und scheinbar wollen das die wenigsten Männer, die auf der Veranstaltung zugegen sind und sich austauschen. Es stellt sich also die Frage: sind Väter wirklich so „modern“, wie sie sich geben möchten? Einige möchten Elternzeit nehmen, fürchten aber finanzielle Einbußen oder das eine Rückkehr in den Job nach Ablauf der Elternzeit nicht mehr so einfach möglich ist. Es scheint da einen Konflikt oder inneren Kampf zu geben: wie kann ich als moderner Mann gelten- ohne jedoch meine eigenen Ansprüche bezüglich Karriere, Privilegien und mehr aufgeben zu müssen? Es findet zwar ein Wandel statt, aber nur sehr langsam bzw. halbherzig. Doch woran genau liegt das? An dem Männerbild generell? An der jeweiligen Generation? Dabei möchten doch heutzutage so viele Männer wie nie zuvor in Elternzeit gehen oder beim Aufwachsen ihrer Kinder eine aktivere Rolle übernehmen. Die alten Rollenbilder scheinen augenscheinlich aufgeweicht zu sein- und auf der anderen Seite dennoch zementiert.

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Die Ansprüche der Väter- ohne die Mütter einzubeziehen

Überhaupt- kann man mehr Partizipation der Väter fordern, ohne die Sicht der Mütter zu hören? Auf der Veranstaltung des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sollen die Väter in den Mittelpunkt gerückt werden- obwohl doch die Mütter bei der Erziehung eine ebenso bedeutende Rolle spielen. So befinden sich die Väter alsbald im Dialog, fordern jeweils gleich aufgeteilte Elternzeiten, wie ein 7:7 Modell oder gar eine Muss-Elternzeit für alle Eltern. Auch wird heftig über die Neuregelung des Sorgerechts diskutiert, welches Vätern mehr Rechte geben soll. Vermutlich „sollen“ diese Vorschläge besonders revolutionär klingen- ein aber schwieriges Unterfangen, wenn die Mütter nicht auf diesem Treffen gehört werden. Wie soll es somit gelingen, einen gemeinsamen Konsens zu finden? Müsste es nicht eher eine „Elternveranstaltung“ sein?

Welche Väter sind die richtigen? Wunschväter der Politik?

Wie bereits oben angerissen wurde, scheinen nur besser situierte Väter a) an der Veranstaltung teil zu nehmen oder b) geplante Maßnahmen oder der Diskurs eher diese Gruppe abzuhandeln. Doch wie sieht es mit anderen „Vätergruppen“ aus? Ganz egal, ob Hartz-4 Empfänger, Aufstocker, Studenten oder Väter, freiberuflich arbeiten. Für all diese Väter scheint im politischen System kein Platz zu sein, obwohl sie sich mit Sicherheit gerne daran beteiligen möchten, mit der Partnerin das Kind gemeinsam aufzuziehen. Hier aber gibt es von der Politik nur schwache oder unzureichende Lösungen. Lediglich Modelle oder Mechanismen, die es für festangestellte Väter gibt. Somit laufen Vorschläge des Treffens lediglich ins Leere und erfasst eben nicht „alle“ Väter- sondern nur die, die in die gesellschaftliche Norm passen: „normale“ Angestellte mit gutem Lohn, für alle anderen Väter, die einen anderen (beruflichen) Weg wählen, ist schlichtweg kein Platz, keine Option da. Es wird viel geredet, viel diskutiert, aber nicht alle, die mitreden sollten, sind auch auf dieser Veranstaltung zugegen.

Es bedarf noch einiges an Arbeit- und Veränderung in den Köpfen aller

Was also lässt sich mitnehmen oder zusammenfassen? Das es noch einiges an Anstrengung und Arbeit bedarf, um eine wirkliche Gleichberechtigung zwischen Eltern- Müttern und Vätern zu erzeugen. Letztlich sind es immer noch die alten Rollenbilder und Muster, die in den Köpfen der Menschen festhängen. Selbstredend nicht in allen Köpfen, aber in noch viel zu vielen. Ob bei Vätern selbst, die ihren Job nicht aufgeben möchten oder Angst um ihre Karriere haben oder bei Unternehmern und alteingesessenen Chefs, die niemals auf die Idee kämen, dass ein frisch gebackener Vater sich einige Monate Elternzeit nehmen möchte, um sein Kind zu betreuen und dies gemeinsam mit der Partnerin zu tun. Somit ist es also ein gesellschaftliches, aber auch kulturelles und strukturelles Problem- selbst die Politik tut heutzutage noch viel zu wenig, um gleiche Bedingungen für Väter zu schaffen. Eben auch, weil Politik von Leuten gemacht wird, die weiter denn je vom „Volk“ entfernt zu sein scheinen. Oder in deren eigenen Weltbild es undenkbar ist, dass der Vater sich um seine Kinder kümmern möchte- länger als ein paar Stunden, wenn er von der Arbeit wieder zuhause ist. Zudem sollte ein gemeinsamer Dialog stattfinden, von Müttern, Vätern, die tatsächlich auch aus allen Bevölkerungsschichten vertreten sind und nicht nur die „normalen“ Eltern, die sich auf sichere Jobs verlassen können. In einer Gesellschaft wie in Deutschland sollte es in diesem Jahrtausend vollkommen normal und auch möglich sein, dass egal ob der Vater studiert oder selbstständig ist, entsprechend Elternzeit für seinen Nachwuchs nehmen kann, ohne Angst vor kompletter Verarmung haben zu müssen.

Christian

Christian ist Vater von Zwillingen und einem kleinen Nachzügler. Von Beruf ist Christian Sozialpädagoge und arbeitet in einem Jugend- und Kinderzentrum. Er unterstützt mich bei Themen zu Kindererziehung und hilft mir bei der Auswahl der richtigen Produkte für unsere Vergleiche.